Da hielt ein PKW vor dem Haus...
Hörstücke über das Durchgangsheim Bad Freienwalde


Die Entlassung

Ich habe immer gefragt, wie lange ich hier noch bleiben muss. „Ja, das wirst du schon sehen“. So war die Antwort. Ich habe immer wieder gefragt, weil das war ja wie gesagt schon...September, dann Weihnachten, Januar, Februar.... Und da ist irgendwie nix passiert.
Dann war März und es hat draußen wieder ganz laut geklingelt. Und dann hieß es nur, ich soll mitkommen. Und ich werde jetzt woanders hingebracht. Da kam dann ein Fahrer mit dem PKW und der war eigentlich sehr nett. Der hat gesagt, es würde ihm sehr leidtun. So, aber der war ja auch bei der Stasi. Sonst würd' der ja da nicht... Aber er hat sich entschuldigt, gesagt es tut ihm sehr leid und so. Dann ist er mit mir noch in eine Gaststätte vorher eingekehrt. Hat gesagt, ich soll jetzt mal schön essen und so. Bevor er mich dann da abliefert. Ich hab gefragt: und wo? Dann hat er nur gesagt: Karl Marx Stadt (ist ja jetzt Chemnitz), da in dem Jugendwerkhof.

Mit 18 wurdest Du immer entlassen. War ja klar, wenn du 18 bist, kommst du da eh raus. Mit 18 musstest du entlassen werden, wenn du keine Straftaten begangen hast. Ich habe ja keine Straftaten begangen. Und eigentlich sind wir ja kriminalisiert worden. Ja, ich habe ja keine Straftat gemacht außer Schule geschwänzt. Ich hab weder geklaut noch irgendwen vorm Kopf gehauen oder so, sondern einfach nur Schule geschwänzt. In Freienwalde war es ja zum Beispiel so: Du kommst da rein. Du weißt erstmal gar nicht wo du bist. Du bist einfach reingekommen. Sind ja Zellen. Keine Fenster. Und wenn die anderen dir nicht gesagt hätten, wo Du gelandet bist, dann weißt du gar nicht wo du gelandet bist. Vor allem weißt du auch gar nicht warum und wie lange. Und das einzige war immer, man weiß, wenn man 18 wird, kommst du auch aus dieser Hölle raus, da müssen sie dich entlassen.