Da hielt ein PKW vor dem Haus...
Hörstücke über das Durchgangsheim Bad Freienwalde


Die Zellen

Da waren zwei Doppelstockbetten aus Metall drin, und wieder so graue Decken und eine Matratze aus Stroh. Das war alles. Und oben waren so kleine vergitterte Fenster. Und dann stand da nur ein Eimer drin und gar nichts weiter. Da war kein Stuhl in dem Zimmer, in dem Loch, da waren es nur zwei Schritte bis zu dem nächsten Bett. Und dauernd vier Personen drin, also bei mir waren noch drei andere Mädchen mit drin. Die jüngste, die war übrigens 8 Jahre alt, die da drin war in dem Zimmer. Klar, da haben wir uns dann auch unterhalten und so was.

Die hatten ja nichts umgebaut. Das war ja komplett so wie früher, als es ein Gefängnis war. Da wurde ja nichts verändert. Noch nicht mal die grauen Decken haben die verändert. Das muss man sich mal überlegen. Das man da so eine fadenscheinige Decke hatte mit einer Strohmatratze. Was weiß ich wie viele Leute da drauf geschlafen haben. 

Jeden Morgen wurde dann die Türe aufgeschlossen. Dann musste einer von den vieren nach vorne. Wir mussten hintereinander stehen und dann musste jeder jeden Morgen sagen: Alles in Ordnung hier. Nichts passiert hier über Nacht. Dann mussten wir uns draußen im Flur anstellen, da gab es dann unser Frühstück. 

Mit einer Tasse Tee aus einer Blechtasse, das weiß ich auch noch ganz genau. Und dann so ein Teller mit 'ner Scheibe Brot und nur Marmelade drauf geschmiert, also keine Butter oder so, ne. Das war dann unser Frühstück. Manchmal gab es Tee mit Salz, das haben die einfach da rein gemacht statt Zucker. Da hast du ja Durst und du kommst aber an nichts dran. Du bist ja eingeschlossen. 

Einmal die Woche durften wir uns duschen. Mit Kaltwasser, kein warmes Wasser. Und morgens dann Zähneputzen, aber ohne Zahnpasta. Und auch immer alles kalt und einmal eine Woche gab es neue Trainingssachen.
Und dann gab es ja noch den Jungentrakt, da war so eine Mauer vor, dahinter waren dann die Jungs und man konnte sich aber über die Mauer hinweg unterhalten. Aber wie gesagt, musste man dann leise machen, weil unser Heimerzieher, der Erzieher, das weiß ich bis heute, der kam aus dem Krieg, der kam nämlich mit dem Krückstock und mit dem Holzbein und den hat man schon von weitem gehört mit dem Holzbein - dann wusste man genau dass der kommt.

Also der Aufenthaltsraum war jetzt nicht besonders groß. Und da stehen so ein paar Tische drinne, ein paar Stühle und das war's. Und dann guckst du mal aus dem Fenster und dann siehst du, man sieht ja nichts. Und da bist du dann mit ein paar Jugendlichen, die ja selber unzufrieden sind, weil sie da drinnen sind, mit denen bist du dann zusammen. Da weißt du was dir blüht, da gewinnt nur der Stärkere. Du bist da ja den ganzen Tag. Wenn du nicht arbeiten bist, drüben auf dem Hof zum Beispiel am Wochenende... dann bist du alleine. Dann sind die Gören nur auf sich gestellt, den ganzen Tag. Die warten auf Frühstück, Mittag, Abendbrot und dann hat sich der Tag erledigt oder eben dann noch Zwangssport. Sonst nix. Gar nix. Also ich kann nur vor meiner Zeit reden. Keine Zeitung. Die AK (Aktuelle Kamera) durften wir gucken. Und dann hinterher auch noch Gesprächskreis und Auswertung machen. Aber das war es. Mehr nicht. Wir durften da kein Fernsehen gucken den ganzen Tag oder irgendwas. Kein Fernsehen, da gab es keine Spiele, da gab es nix. Nicht mal eine Zeitung. Und du, du kannst ja auch nicht.. du bekommst keine Briefe. Nur wenn die das wollen. Besuch gab es grundsätzlich nicht, gar keinen. Du hast zur Außenwelt keinen Kontakt.