Da hielt ein PKW vor dem Haus...
Hörstücke über das Durchgangsheim Bad Freienwalde


Die Hintergründe

Also meine Eltern waren geschieden. Wir waren damals drei Kinder, und ich bin mit meinem Bruder bei meinem Vater aufgewachsen. Wir durften aber nie zu unserer Mutter hin. Und wir sind aber immer - mein Bruder und ich - sind immer heimlich zu meiner Mutter gegangen. Weil wir wollten auch unsere Mutter sehen und unsere anderen Geschwister, verstehste? Mein Vater hat das verboten und wir haben uns dem widersetzt. Meinen Bruder hat es später nicht mehr interessiert, aber ich bin trotzdem dahin gegangen. Öfter heimlich. Und dann hat mein Bruder gepetzt. Und bei uns gab es immer Senge zu Hause. Immer. Und da hab ich natürlich auch angefangen Schule zu schwänzen, weil ich mit blauen Flecken nicht zur Schule gehen wollte. So fing das an. Dann hab ich Schule geschwänzt und so weiter und so fort und dann hat mein Vater immer gesagt "Ich bring dich ins Heim!“ Und: „Du treibst dich nur rum!" Bis ich dann gesagt: Ja, mach es doch. Weil ich gedacht habe, naja, da kann es einem ja nur besser gehen, weil gedacht hab: so im Heim. Also Jugendwerkhof, Durchgangsheim war mir nie ein Begriff. Und irgendwann hat mein Vater mich zum Jugendamt gebracht und hat gesagt: „Sie können mit ihr machen was sie wollen.“. Und der Zuständige hat mich gleich reingebracht in das Kindergefängnis Bad Freienwalde

Ja, ich war, das muss ich schon sagen, also ich war ja damals schon sehr aufsässig in der Schule. In den Herbstferien mussten immer alle zur Kartoffelernte und dann hab ich zu meiner Oma gesagt, ich geh da nicht hin. Ich würde den Bauern bestimmt nicht unterstützen, bei seiner Kartoffelernte. Da bin ich auch nie hingegangen. Auch nicht in die Pioniere oder zur FDJ oder so ein Zeug, habe ich alles verweigert. Ich war schon früh auffällig. Und später dann, ja genau, dann haben wir in uns der Clique eigentlich immer gen Westen orientiert. Westmusik gehört auf Partys und so. Das war so Rolling Stones gewesen und sowas eben. Und ich hatte nämlich als 14-Jährige, hatte ich mal die Bravo bekommen, weil meine Oma mir die mitgebracht hat, versteckt. Und da war so eine Adresse drin von den Rolling Stones und da hab ich hin geschrieben, weil ich ein Autogramm haben wollte. Und die Stasi hat den Brief abgefangen und seitdem wurde ich ja von der Stasi überprüft. Seitdem ich 14 bin. Bei mir in der Akte stand drin, dass ich mit asozialen Subjekten Umgang hätte und ich mich von den asozialen Subjekten nicht von alleine lösen kann. Und deswegen wurde ich eingesperrt. Wir waren ja gegen das Regime gewesen. Und natürlich sind wir dann zu Diskotheken gegangen, wo Westmusik gespielt wurde. Waren ja so private Discos. Und man wusste wer so eine Party gibt zu Hause und klar war dann da nur West-Musik, dazu haben wir getanzt. Bis dann die Polizei kam, wir unsere Ausweise abgeben und alle mit auf das Revier mussten. So, und dann wurde die Party aufgelöst, das war bestimmt schon so drei, vier mal so. Das waren also meine „asoziale Subjekte“ mit denen ich mich abgegeben habe. Und wo ich mich „nicht alleine von lösen konnte“. Und das wollte ich auch gar nicht, weil ich wollte ja nicht die Ost-Musik, zu ostdeutscher Musik in Discos gehen, da wäre ich nie auf die Idee gekommen.